Verfasst am 7. September 2025, Tag der Heiligsprechungen des Hl. Carlo Acutis und Hl. Pier Giorgio Frassati.
♱ Sancti Carlo et Pier, orate pro nobis. ♱
Prozession vor dem Kloster Einsiedeln, 1912.
Quelle: Schwyzer Staatsarchiv
Hebdomada III:
Nun ist die dritte Klosterzeit-Woche schon vergangen. Der Tagesablauf hat sich mittlerweile schon zur Gewohnheit geformt, und das (relative) frühe Aufstehen macht keine Mühe mehr. Ich beginne diese Woche, mehrere Arbeitsplätze auszuprobieren, um zu sehen was mir am meisten Spass macht. Ich plane auch, sobald das Wetter es erlaubt, endlich das Kies im Fratergarten fertig zu verteilen. Meine Gedanken sind heute (7. September) auch bei Klosterzeitlern Kuba und Ruben, die das Privileg haben, in Rom der Heiligsprechung zweier Seligen beizuwohnen. Ich hoffe, dass es ihnen im Kloster Monte Cassino genauso gut ergeht wie mir hier in Einsiedeln.
Die Weinlese hat begonnen; das bedeutet Arbeit, aber nur bei gewissen Wetterbedingungen, da der natürliche Zuckergehalt der Trauben durch die Nässe bei Regentagen verdünnt werden würde, was sich auf den Geschmack des Weines auswirken würde. In der Kellerei des Klosters Einsiedeln war ich zunächst am etikettieren, da eine automatische Etikettiermaschine ausgefallen war. Auch durfte ich einer Weinlieferung an ein lokales Geschäft beiwohnen, welche durch die Chilbi etwas umgeleitet wurde. Einige Tage später kamen dann die ersten Trauben in die Kellerei, weshalb ich zuvor einige Tanks, Ventile und Rohre reinigte. Mithilfe eines Deckenkranes werden dann die traubengefüllten Tonnen in eine Serie von Abbeermaschinen gefüllt, welche dann die Steile der Weintrauben in eine weitere Tonne spuckt, während die resultierende Maische in eine weitere Trommelmaschine kommt, in der mithilfe eines pneumatisch gefüllten Balges die Trauben gepresst werden. Es ist zwar körperliche Arbeit, macht jedoch Spass - per Gehörschutz wird auch ausreichend Schutz vor dem Maschinenlärm gewährt. Die Weinlese sollte bei optimalen Wetterbedingungen noch einige Wochen dauern, was heisst, dass ich in kommender Zeit wahrscheinlich weiterhin in der Kellerei arbeiten werde.
Ich habe auch begonnen, im Klosterladen tätig zu sein. Umgeben mit Kreuzen, Ketten, Kerzen und Keksen wird hier das Etikettieren zu einer beruhigenden Tätigkeit, während der ich Zeit zum Nachdenken oder Tagträumen habe. Ich höre mir manchmal aber auch (so wie letzte Woche im Fratergarten) bei der Arbeit Podcasts an oder habe ein Video von YouTube am Handy laufen. Diese Woche hörte ich Way of the Fathers - ein englischsprachiger Podcast, der die Lebensgeschichten der Kirchenväter erzählt, deren Erfolge, andauernden Wirkungen auf die Kirche, gegebenfalls Kontroversen und eventuell deren Märtyrertode. Zu hören, wie sehr meine Brüder und Schwestern im Glauben zu ihren Zeiten immer wieder unter brutalster Christenverfolgung litten, während ich entspannt in einem unversteckten Kloster in der sicheren Schweiz öffentlich verkaufte katholische Waren etikettieren darf, erinnert mich an meine unglaublich priviligierte Position. Welches Kreuz trage ich, das sich mit dem vergleichen lässt, das meine Vorfahren im Glauben für denselben Glauben trugen? Ich darf bei meiner Arbeit im Klosterladen also sowohl meinen Beitrag durch die Klosterzeit an das Kloster leisten, als auch viele schöne katholische Produkte betrachten und gleichzeitig meiner Seele aneignen, dankbarer für den Glauben zu sein. Bei schlechtem Wetter (und nach der Weinlese) kann ich mir gut vorstellen, hier weiter zu arbeiten.
Kurzfristig durfte ich auch einen Einblick in das Klosterarchiv werfen, wo ich zukünftig, je nach Bedarf, aushelfen werde. Die angeschlossene Buchbinderei soll eine der ältesten der Schweiz sein, da dort fast seit Gründungsjahr des Klosters (zwar unterbrochen) Bücher gebunden wurden. Es ist ein Traum für jeden, der geschichtlich interessiert ist oder sich gerne mit alten Dokumenten oder Handwerkskünsten befasst. Auf jedem Tisch liegt ein weiteres Dokument oder ein weiterer Ordner, der den zuvor angesehenen an Faszinationskraft übertrifft. Im Keller liegt das eigentliche Archiv, welches (mehr oder weniger organisiert) in Dutzenden verfahrbaren Regalen unzählige solcher Dokumente und Pläne lagert. Dort liegt meine Aufgabe - etwas aufräumen und organisieren, damit zukünftig die Archivarbeit etwas leichter und sauberer verläuft. Ich freue mich schon, hier mitzuarbeiten, da ich Organisation sehr zu schätzen weiss und mein geschichtliches Interesse mich gefühlt schon hinzerrt.
Im Fratergarten habe ich endlich das Kies verteilen können, und jegliches Unkraut zupfen können, das im Weg eines einheitlichen Gartenpfades stand. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir eingebildet habe, aber meine, dass in den Sektionen, wo ich letzte Woche bereits gejätet hatte, schon wieder vereinzelt Unkraut emporspross. Es ist mehr oder weniger sowieso eine Sisyphusarbeit, da keine Unkrautfolie oder Rasenkanten am Pfad verlegt sind. Ich bin jedoch ein elender Perfektionist, was bedeutet dass ich, trotz Blasen, dem sichtbaren Unkraut ein Ende bereiten will. Wahrscheinlich wird noch etwas Kies benötigt, um überall die ausgenutzen Stellen zu reparieren. Während meiner Arbeit hörte ich die YouTube-Serie der Splendor veritatis Akademie über die Vita des Hl. Thomas von Aquin (Sancte Thomas, ora pro nobis). Der Zuhörer wird durch gekonnte Erzählung in eine längst vergangene Welt transportiert, in welcher man sich in Paris um das Recht der Predigt und Beichthörung stritt, Machtspiele stattfanden und sogar Entführungen geschahen. Absolut spannend und wieder eine tolle spirituelle Erfahrung, die eine etwas monotone Jätarbeit trotz dem starken Regen erleichterte und unterhaltsam machte.
Der Fratergarten (rechts begradigter Wegrand, links noch unbearbeitet) |
Ein Traum, den ich seit meinem Weg zurück in den Glauben Mitte 2023 gehalten hatte, ist mir diese Woche auch in Erfüllung gegangen. Ich habe die ersten Male ministrieren dürfen; zunächst bei zwei Heiligen Messen, aber danach auch am Herz-Jesu-Freitag bei einer feierlichen Komplet (Bild angehängt). Das Gefühl, so nahe bei einem liturgischen Ritual zu sein und wirklich ein Teil davon zu sein, ist unbeschreiblich. Ich war zwar nervös, konnte aber dank toller Einweisungen von Bruder Benno Maria relativ gut mitmachen. Für mich ist das Gefühl, durch Beten und Singen an der Messe teilzunehmen, obwohl es offensichtlich immer noch eine sehr wichtige und heilige Rolle ist, nicht vergleichbar mit dem, das ich empfinde, wenn ich das Privileg habe, am Altar zu dienen. Wie es nur sein muss, der Hauptzelebrant zu sein? Es muss sich wohl anfühlen, als ob sich der Himmel öffnet und alle Heiligen unter Fanfare zusehen. Die wunderschönen Messdiener-Kleider machen die Erfahrung nur noch besser, obwohl ich noch lernen muss, nach dem Niederknien nicht auf meinen Rock zu stehen.
Nach der Herz-Jesu-Komplet am Freitag |
Klosterzeitler Arthur ist am Freitag aus Jerusalem angereist und wird nun die nächsten Wochen hier verbringen. Ich konnte ihm nach meiner Zeit im Fratergarten eine ganz kurze Tour geben, um ihm mit unserem Gästeflügel etwas vertraut zu machen. Zum Abendessen gab es am Freitag auch, da das Semester für die Schüler der Stiftsschule wieder anfing, eine Süssspeise; nämlich Apfelküchle mit Zimt und Milch, Tee oder Kaffee. Sehr lecker!
Ich werde wahrscheinlich versuchen, etwas Theologie und Lektüre in meinen jeweiligen wöchentlichen Blogs unterzubringen, aber weiss nicht wie viel Zeit (und Disziplin) ich für das Lesen auffinden werde. Geplant ist es, einen kurzen Teil am Ende zu sagen, vielleicht etwas neu erlerntes beizufügen und gegebenfalls zu kommentieren. Vielleicht werde ich auch in zukünftigen Blogs schöne Lieder, Psalmen-Rezitationen oder visuelle Kunstwerke teilen, und zwischenzeitliche Blogposts erstellen, in denen ich Glaubensthemen und Theologiegedanken anspreche. Das Format könnte sich generell auch noch etwas ändern, desto mehr ich mich mit Blogger/Blogspot bekannt mache.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen