Verfasst am Gedenktag des Heiligen Gregor des Großen - 3. September 2025.
Sancte Gregori, ora pro nobis.
Ein Nazareno der Semana Santa in Andalusien (früher Al-Andalus);
Quelle: Jaime Rodriquez (@jaimerfz)
Die ersten Wochen (Mehrzahl, da dieser Blogpost sich etwas verspätet hat) meines Klosteraufenthalts sind nun vergangen, in welcher Zeit ich immens viele Erfahrungen sammelte und Neues erlernte.
Die Struktur der zukünftigen Blogposts könnte sich womöglich verändern, bis ich meine bevorzugte entwickelt habe. Zunächst werde ich versuchen, die ersten paar Wochen separat zu adressieren. Es könnte daher sein, dass meine Erzählungen vorerst wirr erscheinen oder zeitlich ungeordenet sind, was sich in der Zukunft auch legen sollte. Obwohl dieser Blog theoretisch mitten in Woche 3 publiziert wird, werde ich am Samstag versuchen, für Woche 3 pünktlich einen eigenen Post zu verfassen - mal sehen.
Woche 1:
An der Anreise am 17. August war ich zwar nervös, aber gleichzeitig auch aufgeregt. Die Nervosität legte sich rasant, nachdem ich mich in dem dank der Schnuppertage mir familiären Klostertagesablauf schon bis zum ersten Abendessen einfand. Die speziellen Tischregeln waren jedoch noch nicht so präsent, da es ein tolles Festessen gab - es wurde grilliert und gab Glacé in Gemeinschaft unter einem grossen Zelt in einem der Klosterinnenhöfe. In den ersten Tagen waren Mit-Klosterzeitler Kuba und Ruben auch dabei, da sie ähnlich wie ich eine erste Testwoche in Einsiedeln verbrachten, bevor sie eine 19-stündige Busreise zum Partnerkloster Monte Cassino unternahmen, wo ihnen jetzt ein halbes Jahr Klosterzeit bevorsteht.
Zuerst war ich noch im Haupttrakt der Gästezimmer untergebracht, da mein Klosterzeit-Vorgänger Till noch vorübergehend in meinem zukünftigen Zimmer untergebracht war. Als ich es dann später bezog, war ich sehr froh, ein angeschlossenes Badezimmer zu haben - ein gefühlter Luxus.
Tage waren vorerst noch nicht mit labora gezeichnet, da Pater Thomas versprach, mir noch nicht so viel aufladen zu wollen - also verbrachte ich zwischen ora und gemeinschaftlichen Essenszeiten sehr viel Zeit im Zimmer beim Lesen, Podcast hören, oder beim Sport im Dorf Einsiedeln und Umgebung. Abends lud uns Bruder Clemens ein, sein AUSCULTA-Brettspiel zu spielen, welches Kuba und Ruben dominierten - es war aber sehr lustig, und wir spielten es gleich zwei Abende in Folge. Klaffende Lücken in meinem Theologiewissen und kirchengeschichtlicher Kenntnis zeigten sich - was mich motivierte, in meiner Zeit hier im Kloster konsequent einen Teil meiner Zeit der Studie dieser beiden Felder zu widmen.
Das Essen war durchgehend wieder so gut, wie es in der Schnupperwoche war. Obwohl ich sie daheim nur sehr selten esse, freue ich mich hier im Kloster immer auf die tolle Suppe, die dem Hauptgang vorausgeht. Vor allem mit dem bereitgestellten Brot ist sie immer absolut zu geniessen.
Wir hatten vormittags jeweils Unterricht - Gregorianik (mit Pater Daniel), Lectio Divina (mit Pater Cyrill), Aufbau der Eucharistiefeier (mit Pater Thomas). Sehr spannend und durchaus lehrreich - vor allem die Gregorianik und Lectio Divina habe ich schon weiter versucht, anzuwenden und zu applizieren.
Am dritten Tage durften Kuba, Ruben und ich mit freundlicher Genehmigung von Bruder Benno Maria den Reliquienschrein des Klosters besichtigen. Ein wahrer Schatz - absolut faszinierend und scheinbar kein Ende nehmend. Wirklich imposante Reliquien waren dabei, aber auch welche die von Heiligen stammten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte - ein weiteres Zeichen, mich in die Kirchengeschichte weiter einzulesen. Nach reichlichem Staunen und der Schaffung einiger Berührungsreliquien schenkte mir Bruder Benno Maria auch grosszügigerweise eine Maximilian-Kolbe-Stoffreliquie, und uns dreien jeweils eine Stoffreliquie, die am Marienbild Einsiedelns berührt wurde.
Später in der Woche führte uns Bruder Klemens auch durch die Bibliothek, was wirklich eindrücklich war. Die alten Bücher und die von ihm ausführlich geschilderte Klostergeschichte faszinierten mich, und ich fühle mich sehr geehrt, die Bibliothek mit ihren vielen seltenen und wunderschönen Exemplaren christlicher Literatur besichtigt haben zu können. Mit den Touren war es jedoch noch nicht vorbei - wir besuchten noch das Skriptorium, ein schlichtes, geschichtstreu gestaltetes Zimmer, in dem Kurse in Kalligrafie angeboten werden. Mir wurde klar, dass mich Kalligrafie und Bilderhandschrift definitiv als potenzielle kreative Hobbys ansprachen. Zuletzt führte uns Bruder Klemens noch in das Naturalienkabinett des Klosters - worin sich wunderschöne Präparate zahlreicher Vögel, Raubkatzen und diversen Säugetieren befanden, jedoch auch zahlreiche Skelette, Mineralien und Fossilien ausgestellt wurden. Eine weitere Tour, die ich so erstmal nicht vergessen werde.
Wir Klosterzeitler halfen auch mit, im Studentenhof des Klosters ein Festzelt, Bänke, kleine Tribüne und Miniatureisenbahn aufzubauen - es war die erste Arbeit, die ich im Kloster verrichtet hatte, war aber durchaus machbar. Ich traf einige sehr freundliche Leute, die wirklich in der unmittelbaren Nähe von mir in meinem nahegelegenen Heimatort lebten - welch ein Zufall! Frühstücken durfte ich auch neben dem Generalabt der Zisterzienser; unglaublich, welche Erfahrungen man hier im Kloster macht, und welchen Menschen man begegnen darf.
Woche 2:
Nachdem Kuba und Ruben sich am Ende unserer gemeinsamen ersten Woche in Einsiedeln auf den langen Weg nach Monte Cassino gemacht hatten, war ich allein als Klosterzeitler hier. Mitbeten in der Bruderkapelle und die gemeinsame Adoration nach dem Abendessen fingen an, und damit mein Klosterabenteuer.
Vorerst arbeitete ich erst morgens, also halbtags. Im Fratergarten beschäftigte ich mich damit, die Kiespfade etwas zu begradigen, Kies zu verteilen und auch zu mähen (dies jedoch in der vorigen Woche). Am Montag wohnte ich der Requiem von Pater Gregor bei, und sprach am selben Tag noch einige Mitglieder der Wallfahrt der Schweizer Tamilen an - sie hatten ein Marienbild (aus Tamil Nadu) und sogar einen Bischof dabei.
Am nächsten Tag brachte mir Bruder Klemens bei, wie ich die Antiphonale richtig präpariere, was sehr interessant war. Während es zunächst einschüchternd erscheint, ist es nach etwas Übung relativ leicht, für das meiste das System der verschiedenen Tage (Feria) und Wochen zu verstehen. Mein erstes Gebet in der Bruderkapelle fand auch am selben Tag statt, was schön war - und wo ich das erste Mal richtig realisierte, dass meine Klosterzeit jetzt begonnen hatte. Am abendlichen Lauf mit Stirnlampe Richtung Trachslau begegnete ich hautnah zwei Rehkitzen, die auf dem Trottoir lagen - ich frage mich, wer von uns mehr staunte. Ein schöner Moment, um den Tag ausklingen zu lassen.
Am nächsten Tag bauten wir das, was wir im Studentenhof letzte Woche aufgebaut hatten, wieder ab - hauptsächlich das Zelt, da die Handwerker-Mannschaft sämtliche anderen Aufgaben schon rasant erledigt hatten. Nach einer kurzen Trinkpause am Ende der Arbeit durften alle, die wollten, die Glockentürme des Klosters, aber auch den immensen Estrich besichtigen. Bilder der gewaltigen Konstruktion hänge ich am Ende dieses Blogposts beschriftet in der Galerie an.
Am Ende der Woche hatte ich mit Pater Thomas auch mein erstes ‘Progress Report“-Gespräch, in dem mir noch weitere Details bezüglich Gesprächspersonen und mehr erläutert wurden. Jedoch sprachen wir auch darüber, wie es mir ginge, wie ich zurechtkomme (mit den Brüdern generell und auch im Sinne des Tagesablaufs), was mir am besten gefallen hatte und ob ich Beschwerden hatte. Um meine Antwort zusammenzufassen, war ich bestens gelaunt, hatte durchgehend Spass, ob beim Gebet, beim Essen, beim Lernen oder beim Arbeiten, und war umgeben von Mönchen, die scheinbar immer hilfreiche Tips hatten und auch netterweise anbieten, bevor man sich überwinden konnte, um Hilfe zu bitten. Also wirklich - die ersten Wochen waren sehr schön, und seelisch extrem entspannend (trotz der (Teilzeit-)Arbeit).
Galerie
![]() |
Katze Heidi auf der Wache im Fratergarten |
![]() |
Das Gestühl des Oberen Chors |
![]() | |
Das Papstzimmer - eingerichtet für Papst Johannes Paul II (Sancte Joannes Paulus II, ora pro nobis.) |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen