(Schwer verspätet) verfasst am 19. Oktober 2025, Tag der Heiligsprechungen von 7 neuen Heiligen.
♱ Omnes sancti discipuli Domini, orate pro nobis. ♱
| Papst Pius XII, der ‘Defensor Civitatis’ bei der Befreiung Roms, 1944 (Sancte Pio XII, ora pro nobis) |
Da dieser Beitrag (wie alle seit dem 7. September) immens verspätet ist, werden gewisse Erinnerungen womöglich nicht so genau bleiben. Jedoch werde ich mein Bestes geben, um diese zwei ereignisvollen Wochen so genau wie möglich zu beschreiben.
Hebdomada IV
Ich begann diese Woche mit meiner Arbeit in der Kellerei - die Ernte (Weinlese) ist nun im vollen Gange, was bedeutet, dass ich reichlich mithelfen kann: beim Einmaischen frischer und getrockneter Trauben, dem Putzen diverser Kübel, Tanks, Pressen und Boden, dem Hin- und Herpumpen von Wein in verschiedenen Produktionsstufen und dem Etikettieren abgefüllter Flaschen. Bei weitem macht mir das Einmaischen selbst Spass - die etwas körperlichere Arbeit verdrängt jegliche Langweile bei der Arbeit im Keller. Die angenehme Radiomusik, die einen dabei beschallt, ist das Tüpfel auf dem I. Verschiedene Bilder werden angehängt, um dem Leser einen Eindruck des Kellers zu geben. Manchmal kann man auch den Wein (oder gärenden Saft) etwas abschmecken, wobei man rasch entdecken wird, wie viel Chemiekunst die Weinherstellung involviert, um schmackhafte Ergebnisse zu erreichen.
Im Archiv arbeite ich mit Beat Frei, um die C.-Sektion neu zu organisieren, die im Laufe der Zeit relativ durcheinander geraten war. Dies beinhaltet auch diverse Aufgaben - das Umbauen der Rollschränke zu passenden Boxformaten, das Ausräumen existierender Boxen, die strukturierte Erfassung und Sortierung existierender Artefakte und Dokumente in passenden, weniger prall gefüllten Boxen und zuletzt das Wiedereinräumen der neuen Boxen in ihre respektive Position im Rollschranksystem. Das klingt vielleicht kompliziert, ist in der Praxis jedoch relativ unproblematisch. Das Entdecken von Dokumenten, Siegeln und anderen Artefakten, die Hunderte Jahre alt sind, macht die Arbeit ein immenses Privileg und einen genauso grossen Spass. In der Buchbinderei, wo Beat hauptsächlich schafft, sind auch unzählige faszinierende Objekte, Buchdrucker und Maschinen zu finden, über die ich viele Fragen stellte.
Am Anfang der Woche wurden die Brüder und wir Klosterzeitler noch mit einer tollen Erfahrung beschenkt - wir durften die neu restaurierte, originelle Schwarze Madonna von Einsiedeln besichtigen. Sie war im November 2024 von einem verwirrten Mann angegriffen und geschändet worden, wodurch Schäden an ihrer Hand, ihren Gewändern, ihrem Zepter und Teil ihrer Hautfärbung entstanden, wobei die Hand infolge des Angriffs sogar abbrach. Eine neue Schnitzerei der Hand wurde angefertigt, welche robuster sei als die originelle, welche laut Pater Phillip relativ zerbrechlich gewesen war. Das Zepter, durch den Angriff auch beschädigt, wurde einer Restaurierung unterzogen und war nun wiederhergestellt. Pater Phillip hielt eine kleine Präsentation über die Geschichte des Marienbilds und erklärte danach den Restaurierungsprozess. Die Erfahrung war ein immenses Privileg, da ich die Marienstatue von Nahem betrachten durfte, wodurch die genauen Details und Feinarbeit erkennbar wurden.
Hebdomada V
Diese 5. Woche meines Klosterzeit-Aufenthalts in Einsiedeln war intensiv durch die Engelweihe und den Besuch eines Filmteams geprägt, welches beschäftigt war, dem Kloster einen Werbefilm zu drehen.
Das Filmteam kam am 12. September an, wobei ich, Arthur und einige Brüder sie abends empfingen und dann am Smastag der Engelweihe anfingen, im Kloster herumzuführen. Ich begleitete sie von der Stiftsbibliothek zum Büchermagazin, von dort zum Antiken Archiv, und wurde danach bei einem ‘Interview’ mit Pater Aaron gefilmt. Es war eine sehr angespannte Zeit, da es galt, einiges an Filmausrüstung in knappen Zeitintervallen hin- und herzuverfrachten, das Team richtig zu begleiten und gleichzeitig noch rechtzeitig an all die Gebetszeiten bzw. Gottesdienste zu kommen. Später am Wochenende filmte das Team noch Stiftsschüler beim ‘Sportunterricht’ und Fussball, wofür ich sie auch begleitete. Zum Zeitpunkt des Schreibens ist der Film zwar noch nicht veröffentlicht, aber ich bin sehr auf das Endresultat gespannt. Das Besichtigen verschiedener neuer Standorte im Kloster war sehr interessant, und das ewige Umherlaufen in der Klausur und verschiedenen Klosterkorridoren half mir, einen besseren Orientierungssinn im Kloster zu entwickeln. Bilder zu einigen Standorten sind am Ende dieses Beitrags eingefügt, die das Filmteam bei der Arbeit zeigen.
In dieser Woche fand auch die Engelweihe statt: das Weihefest der Einsiedelner Gnadenkapelle. Es ist eines der wichtigsten, feierlichsten und meist besuchtesten Feste des Klosters, mit viel schöner Liturgie, besonderem Schmuck und Prozessionen. Da dieses Jahr die Engelweihe auf Sonntag fiel, war es eine ‘Grosse Engelweihe’, ein relativ seltenes Ereignis. Am Samstag feierten wir noch vor, mit so vielen Gästen im Refektorium wie noch nie während meiner Klosterzeit - auch die Laudes, Vesper, Messe und Komplet waren extrem voll - man konnte im Unteren Chor kaum noch einen Platz bekommen! Diese Feiern waren, wie schon gesagt, wunderschön und festlich, mit genauso schönen Paramenten dazu. Dieses Engelweih-Wochenende ist wie ich meine Faszination mit Paramenten entdeckte, und anfing mich näher damit zu befassen und einzulesen. Eines der Paramente ist unten eingefügt, nämlich eine Römische Kasel aus 1685, unglaublich üppig verziert mit Goldstickerei, wozu der Zelebrant auch ein passendes, goldverziertes Chorhemd trug. An der Engelweihe trug Abt Urban auch ein Gewandset, welches durch Blumen verziert war und unzählige verschiedene Sticktechniken in ein absolutes Meisterwerk kombinierte. Ein Bild dieser Pluviale und der dazugehörigen Mitra sind auch eingefügt.
Bei dem Engelweihfest selbst, inklusive grosser Prozession durch das Dorf Einsiedeln, hielt der Abt auch einen üppigen Abtsstab. Vor einigen Jahren aufwendig restauriert, glänzt der Stab silbern und gold mit mehreren kostbaren eingesetzten Edelsteinen. Im Zentrum des Stabkopfes prangt ein schönes Bild der Maria mit Jesuskind. Trotz der Schönheit dieses Stabes jedoch wurde er durch die Monstranz, welche während der Prozession samt Allerheiligsten durch das Dorf getragen wurde, an Schönheit übertrumpft. Unfassbar aufwendig gestaltet, mit silbernen Figuren, goldenen Akzenten, hängenden und eingesetzten Edelsteinen und im Zentrum eine grosse Einsetzkammer für das Allerheiligste, war es bei weitem die umwerfendste Monstranz, die ich je zu sehen bekommen hatte.
Die Prozession selber war sehr schön, obwohl ich, weil ich den Livestream aus dem Unteren Chor bedienen musste, etwas joggen musste, um aufzuholen und auf Position mitzulaufen. Klosterzeitler Arthur und ich hatten nämlich den Auftrag bekommen, Lautsprecher mitzutragen, durch die das Gebet von Novize Simon in die Strassen Einsiedelns getragen werden würde. Endlich bei Arthur und Simon angekommen, liefen wir gemeinsam, Simon betend, Richtung Dorfplatz. Auf dem Platz sammelten sich dann mehrere Hunderte Menschen, und wir beteten und sangen gemeinsam vor dem Allerheiligsten und einer durch Kerzenlicht schön beleuchteten Gemeindehausfassade. Nach dieser ekumenisch gestalteten Feier liefen wir zum Kloster zurück, wo wir kurz auf dem Klosterplatz innehielten und erneut eine Zeremonie mit Monstranz stattfand. Das Wetter war für die Prozession wirklich sehr perfekt ausgefallen, da wir auf dem Weg zurück in die Kirche selbst auf den allerletzten Metern spürten, wie es anfing zu regnen.
Diese zwei Wochen, vor allem die Wochenenden, waren extrem ereignisreich und werden von mir so schnell nicht vergessen. Sie waren jedoch auch relativ anstrengend und teils stressig, weshalb Arthur und mir sehr grosszügig freigegeben wurde, um etwas für uns zu sein und uns auszuruhen.
Nahaufname der Goldstickereien auf der Kasel
Mein Lieblingsgemälde in der Klausur
Bild des Kellers nach einer Putzaktion
Trommel-Weinpresse im Keller neben frischen Trauben
Mehrere Hundert Kilo frische Trauben zum Einmaischen
Beim Filmen in der Stiftsbibliothek
| Neue Hand der Schwarzen Madonna |
| Der wunderschöne Abtsstab |
| Bild der riesigen Monstranz |
| Eingraviertes Bild Jesu in der Monstranz |
| Bild der Blumenpluviale von Abt Urban |
| Die dazugehörige Blumenmitra |